Casio Cassiopeia E-200G
(01.07.2004 00:00 CET)
Casio hat mit seinen Cassiopeia-PDAs schon lange eine große Fangemeinde im Windows-CE-Umfeld und war im Bereich der PDAs mit Farbdisplay einer der Pioniere. Logische Konsequenz also auch, daß ein Pocket PC 2002-Gerät den Reigen den neuen Pocket PCs erweitern würde. Daß Casio einer der letzten Hersteller war, der ein solches Gerät auf den Markt brachte, hat der Entwicklung des Geräts gut getan. Hatte ich noch im Oktober auf der Systems mit einem der beiden Pre-Productions-Samples ein Klapperkistchen in der Hand, so hat sich der E-200G in den wenigen Monaten bis zum Verkaufsstart zu einem schmucken, sogar ein wenig extravaganten PDA gemausert. Die fast kupferfarbenen Seitenteile und der in der selben Farbe gehaltene Rahmen sind zwar aus Plastik, wirken aber nicht billig, sondern besonders.
1.) Display
Wie alle neuen Pocket PCs hat auch der E-200G ein reflektives TFT mit 64K Farben. Die Displaygröße (56x74
mm) und die Hintergrundbeleuchtung sind ordentlich, durch die reflektiven Eigenschaften ist das Display auch bei
ungünstigen Lichtverhältnis gut lesbar. Die Hintergrundbeleuchtung ist nicht ultrahell, läßt
weiße Flächen aber weiß erscheinen und ist angenehm.
2.) Erweiterbarkeit
Wie der Toshiba e570 hat der Casio E-200G sowohl einen integrierten CF-Typ2-Slot als auch einen Multimedia-Card
(MMC)/Secure Digital (SD)-Card-Slot. In der täglichen Anwendung ist dies einfach nur genial. Die meisten erweiterungskarten
existieren mittlerweile im CF-Format, ob es nun Bluetooth, WLAN, LAN, Modem oder GPS als Anwendung sein soll. Der
SD/MMC-Slot bleibt dann immer noch als Speicherkartenslot übrig.
Was den E-200G schon ein wenig revolutionät macht, ist die Tatsache, daß er einen integrierten USB-Host
hat. Soll heißen: Über ein optinales Adapter kann ein beliebiges USB-Gerät (z.B. eine Tastatur,
ein Drucker, etc.) angeschlossen werden, wenn der entsprechende Treiber zur Verfügung steht. Gerade das Thema
Tastatur wird damit hoch interessant, und bei der zu erwartenden Verbreitung des E-200G wird auch die Unterstützung
anderer USB-Geräte wahrscheinlich nicht lange auf sich warten lassen.
Und noch ein Stück Revolution: War die Verwendung von PC-Cards bisher Exoten wie dem Palmax (@migo) oder dem
Compaq iPAQ mit Jacket vorbehalten, so ist Casio da innovativ: Auch für den E-200G wird es ein PC-"Jacket"
geben, das mit einem Zusatzakku ausgestattet ist und die Verwendung einer PC-Card des Typs II erlaubt.
3.) PC Connectivity und Stromversorgung
Der E-200G wird mit einer USB-Dockingstation geliefert, die gleichzeitig als Ladestation dient. Neben der CD mit
ActiveSync 3.5 liegt auch hier Outlook 2002 bei, eine existierende Outlook 2000-Installation funktioniert aber
ebenfalls einwandfrei.
Ein wenig schade ist es, daß keine Möglichkeit der seriellen Synchronisation besteht. Zum einen schließt
dies viele Windows NT-Benutzer erst mal aus, zum anderen, und das ist für mich noch schlimmer, können
keine externen Tastaturen, die an eine serielle Dockingstation angeschlossen werden, benutzt werden. Allerdings
ist die Strategie von Compaq, eine kombinierte serielle und USB-Dockingstation zu liefern, auch eher ungewöhnlich.
Im Bereich der Stromversorgung hat der E-200G der Konkurrenz einiges voraus: zum einen ist der Akku (LiION, 950
mAh) auswechselbar, was einen Gewinn an Flexibilität bietet, zum anderen hat der E-200G im Gegensatz zu vielen
Konkurrenten eine Backup-Batterie. Das hat zwei Vorteile: Zum einen wird der Akku vollständig der Stromversorgung
des Geräts zur Verfügung gestellt, es muß nicht (wie z.B. beim Compaq iPAQ) ein Teil als "Backupstrom"
blockiert werden. Zum anderen hält eine Backup-Batterie um Längen länger. Wer schonmal in Urlaub
gefahren ist und seinen iPAQ ohne Stromversorgung zurückgelassen hat, der durfte ihn danach neu einrichten,
denn der Reststrom im Akku hält nur sehr kurz.
4.) Connectivity nach außen
Wie mittlerweile jeder PDA hat auch der Casio E-200G eine Infrarotschnittstelle, die nach oben weist. Die Konfiguration
ist simpel, der Verbindungsaufbau stabil.
Der Versuch der Konfiguration einer Socket Bluetooth-Karte war allerdings problematisch. Eine Kopplung eines T68
funktionierte mit aktuellester Treiberversion klaglos, allerdings meldet das System bei jedem Systemstart, der
virtuelle COM-Port der Bluetooth-Karte könne nicht installiert werden (also das "Bluetooth-Modem").
In der Konsequenz ist kein Verbindungsaufbau möglich. Dies ist aber eher ein Problem des Treibers, muß
also an Socket adressiert werden.
Was richtig klasse ist, ist die Bereitstellung des USB-Ports (siehe auch Erweiterbarkeit).
5.) Multimedia
Im Lieferumfang hat Casio PocketTV, den MS Media Player und PacketVideo und gibt damit die Richtung schon vor.
Wie seine Vorgänger kann der E-200G als mobiler MP3-Player verwendet werden, eine optionale Erweiterung durch
einen Stereokopfhörer mit Fernbedienung rundet das nochmal ab. Durch die beiden Speicherslots ist genug Speicherkapazität
verfügbar zu machen, daß man auch eine längere Reise ohne Probleme überstehen kann. Im Vergleich
zur Konkurrenz ist der Lautsprecher relativ leise, eine Bass- und Höhen-Anhebung ist standardmäßig
nicht vorgesehen.
Für den Spieler stehen schon Demos von Metallion und Pocket Athlete zur Verfügung, und vom Display her
kann der E-200G in diesem Bereich ohne Probleme bestehen... allerdings ereilt ihn das selbe Problem wie den iPAQ
38xx: Der Grafikzugriff ist langsam (durch den neuen Zugriff auf den Framebuffer). Als Testsoftware dient wieder
Rocket Elite, was schon bei den ersten Threads über die Grafik-Performance der neuen iPAQs verwendet wurde.
Dort kann man sich die Frames per Second (Bilder/Sekunde) anzeigen lassen. E-200G und iPAQ 38xx bringen es dort
auf einen Range von 30-40 Frames, während iPAQ 36xx und Toshiba e570 im Bereich von 70-80 Frames laufen. Dies
ist bei schnellen Spielen ein signifikanter Nachteil. Aber auch hier ist der Adressat der Kritik nicht der Hersteller,
sondern Microsoft, die mit einem der nächsten Pocket PC 2002-Updates eine neue DLL zur Problemlösung
herausbringen wollen.
6.) Lieferumfang und Ausstattung
Die Ausstattung ist ähnlich spartanisch wie beim Toshiba e570. Der PDA, eine USB-Dockingstation, das Netzteil,
eine Tasche (schnörkelloser Schieber mit verstärktem Display) ohne alles, Kurzhandbuch, CD mit ActiveSync
3.5/MS Outlook 2002. Kein Ersatzstift, was bei den dünnen PDA-Stiften von heute zum Bestellen des Sets Ersatzstifte
verleitet.
Softwaremäßig liegt neben den Microsoft-Applikationen eine CD von Casio bei, die neben Datensicherungstools
für Backups auf eine CF- und SD-Karte, ein paar Spieledemos und des Casio-Menüs auch einen kleinen Taskmanager
enthält. Dieser setzt sich wie Gigabar in die Startleiste, zeigt dort auf Wunsch Batteriestatus, Speicherstatus
von RAM und Speicherkarte(n), laufende anwendungen, etc. an. Stilblüte, daß jemand scheinbar die Applikation
Wort für Wort ins Deutsch übertragen hat: "Die überprüften Optionen..." ("The
checked options") klingt ein wenig eigenartig... 8)))
Fazit:
Faszinierend, daß meist die Dinge, von denen man sich am wenigsten verspricht, die positivsten Überraschungen
mit sich bringen. Nach dem ersten Kontakt mit dem E-200G auf der Systems hatte ich üble Befürchtungen,
und sie waren umsonst. Casio hat einen konsequenten Schritt auf dem eingeschlagenen Weg der Cassiopeia-PDAs gemacht
und ein Gerät mit gefälligem Design auf den Markt gebracht. Lediglich die beiden Abdeckungen der Speicherkarten
sind arg dünn und lassen Befürchtungen zu, wie lange sie bei häufigerer Verwendung wohl halten mögen.
Ansonsten ohne Fehl und Tadel und bei weitem nicht nur für den Cassiopeia-Enthusiasten interessant.
Die technischen Daten auf einen Blick
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